Episode Transcript
[00:00:04] Speaker A: Wie war das, der kurze Erklärpodcast der Arbeiterkammer?
Willkommen zur neuesten Episode des Arbeiterkammer Niederösterreich Podcast. Wie war das, der kurze Erklärpodcast? Heute diskutieren wir ein ganz aktuelles die Teilzeitarbeit.
Und dafür sitzt mir gegenüber Mag. Birgit Schön. Hallo Birgit, danke, dass du dir die Zeit genommen hast.
[00:00:27] Speaker B: Ja, hallo, vielen Dank für die Einladung.
[00:00:29] Speaker A: Du leitest die Abteilung Frauenpolitik in der Niederösterreichischen Arbeiterkammer und kennst eben die Lebens und Arbeitsrealität von vielen Frauen, die oft auch in Teilzeit arbeiten. Ganz genau. Doch das Thema betrifft eben nicht nur Frauen. Kannst du uns mal einen Überblick zum Thema Teilzeitarbeit geben, bitte?
[00:00:47] Speaker B: Ja, sehr gerne. Vielleicht sollten wir uns gleich am Beginn einmal anschauen oder ansehen, was Teilzeit überhaupt ist. Was bedeutet denn Teilzeitarbeit?
Wie kann man Teilzeitarbeit defin Teilzeitarbeit bedeutet, dass die wöchentliche Arbeitszeit kürzer als die gesetzlich vorgesehene Arbeitszeit ist, das heißt 40 Stunden oder kürzer als die im Kollektivvertrag für die jeweilige Branche festgelegte Arbeitszeit in Österreich regelmäßig diese 38,5 Stunden, die man auch kennt.
[00:01:17] Speaker A: Und kürzer bedeutet, man kann sich einfach ausmachen, wie viele Stunden es sein sollen.
[00:01:21] Speaker B: Jede Form sozusagen, die kürzer ist als die vorgesehene gesetzliche bzw. Die im Kollektivvertrag vorgesehene Arbeitszeit, ist als Teilzeitarbeit zu betrachten.
Also das können 20 Stunden sein, das können 25 Stunden sein, dass können auch 35 Stunden sein. Auch eine geringfügige Beschäftigung, das ist vielleicht auch noch wichtig zu wissen, ist arbeitsrechtlich gesehen eine Teilzeitbeschäftigung.
Was heißt geringfügige Beschäftigung? Als geringfügige Beschäftigung gilt eine Beschäftigung, bei der weniger als 551,10 Euro ins Verdienen. Gebracht werden.
Wird diese Grenze nicht überschritten, kommt es zu keiner automatischen Versicherung in der krankenablosen Pensionsversicherung. Das ist vielleicht ganz wichtig zu wissen, weil viele Menschen glauben, es kommt auf ein bestimmtes Stundenausmass an, ob ich geringfügig beschäftigt bin oder nicht. Und das ist nicht richtig. Es kommt tatsächlich auf den Verdienst an, über das, was ich eben ins Verdienen bringe. Und das ist 2025 mit einer Grenze von 551,10 Euro festgelegt.
[00:02:24] Speaker A: Wird das jedes Jahr festgelegt?
[00:02:26] Speaker B: Ja, gibt es jedes Jahr am 1. Jänner quasi eine neue sogenannte Geringfügigkeitsgrenze.
[00:02:33] Speaker A: Gibt es noch andere Formen von Teilzeitarbeit oder Sonderformen?
[00:02:38] Speaker B: Es gibt Sonderformen. Wir nennen es halt jetzt einmal Sonderformen. Es sind Teilzeitbeschäftigung, die meist an ganz bestimmte Lebensumstände anknüpfen.
Wohl eine der häufigsten Formen der Teilzeitbeschäftigung ist die sogenannte Elternteilzeit. Viele kennen auch die sogenannte Altersteilzeit, die man vor der Pension quasi in Anspruch nehmen kann bzw. Vereinbaren kann mit dem Arbeitgeber und die sogenannte Pflegeteilzeit, wenn es um die Pflege eines nahen Angehörigen geht, der eine bestimmte Beeinträchtigung, einen bestimmten Pflegegrad schon vorweisen kann.
[00:03:13] Speaker A: Danke für den Einblick. Auf die können wir jetzt aber nicht eingehen auf diese bestimmten Formen, weil das wird unseren Rahmen hier sprengen. Wir sprechen jetzt mal über die Teilzeitarbeit, also die Stundenreduktion.
Welche Rechte haben Teilzeitkräfte und gibt es Benachteiligungen.
[00:03:33] Speaker B: Aus der Tatsache alleine, dass jemand Teilzeit arbeitet? Das führt an sich nicht zu einer Beschränkung von Rechten und Pflichten. Auch teilzeitbeschäftigte Personen haben einen gesetzlichen Urlaubsanspruch, den Anspruch auf Freistellung beispielsweise, wenn ein bestimmter wichtiger persönlicher Grund vorliegt, auf Mutterschutzkarenz und so weiter. Also die Teilzeitbeschäftigung alleine führt weder zur Beschränkung von Rechten noch zu einer Änderung der Pflichten.
Ebenso wie es beim Urlaubsanspruch ist, darf den Teilzeitbeschäftigten auch beim Gehalt grundsätzlich kein Nachteil entstehen. Teilzeitbeschäftigte bekommen jenes Entgelt, jenes Gehalt, jenen Lohn eben im Verhältnis zu ihrer Arbeitszeit, zu ihrer geleisteten Arbeitszeit. Das bedeutet aliquot genau anteilig, anteilig heruntergerechnet von Vollzeit auf eben dieses Ausmaß der.
[00:04:28] Speaker A: Teilzeit und tatsächlich im Arbeitsalltag. Wie steht es da mit Aufstiegschancen oder mit Mitbestimmung in der Arbeit, wenn ich als Teilzeitkraft arbeite?
[00:04:39] Speaker B: Theorie und Praxis klaffen da etwas auseinander.
Grundsätzlich sollte es keine Benachteiligen geben, wenn man Teilzeit arbeitet. In der Praxis wissen wir aber sehr wohl, dass Personen, die in Vollzeit sind, tendenziell häufiger in Führungspositionen kommen, tendenziell häufiger sozusagen auch an Ausbildungsmaßnahmen teilnehmen dürfen und können, dass sie meist auch einen Informationsvorsprung haben gegenüber Teilzeitbeschäftigten.
Das ist die Praxis. In der Theorie kann das sogar führen, wenn man Teilzeitbeschäftigte zum Beispiel von sozialen Vergünstigungen gänzlich ausschließt, kann das sogar ein Fall von mittelbarer Diskriminierung sein aufgrund des Geschlechts, weil Teilzeitbeschäftigte vorwiegend Frauen sind oder meist Frauen sind. Und da kann sogar zu einer Diskriminierung im Sinne des gleich, also kann eine Diskriminierung im Sinne des Gleichbehandlungsrechts sogar vorliegen.
[00:05:41] Speaker A: Das bringt mich gleich zur nächsten Warum arbeiten vor allem Frauen in Teilzeit und was müsste sich ändern?
Echte Wahlfreiheit, eben Wahlfreiheit über die eigene Arbeitszeit zu schaffen.
[00:05:53] Speaker B: Ja, du hast völlig recht. Es arbeitet in Niederösterreich jede zweite Frau in Teilzeit, aber nur jeder zehnte Mann.
Frauen geben überwiegend als Motiv für ihre Teilzeit die Kinderbetreuung an.
Wir haben in Niederösterreich die Situation, dass Kinderbetreuung nachmittags noch immer kostenpflichtig ist. Also die Kinderbetreuung ist vormittags zwischen 8 und 13 Uhr gratis, nachmittags jedoch kostenpflichtig. Und ja, Frauen setzen hier auch den Rechenstift an und sagen, bevor ich mein Stundenausmass erhöhe und das Geld in die Kinderbetreuung fließt, bleibe ich lieber zu Hause oder reduziere meine Stunden oder stocke meine Stunden eben nicht auf, um mein Kind dann alleine zu Hause zu betreuen und nicht mir eine sozusagen Betreuungsleistung zuzukaufen.
[00:06:48] Speaker A: Ja, das ist natürlich nachvollziehbar.
[00:06:50] Speaker B: Und vielleicht noch zur Rollenverteilung. Und warum setzen gerade Frauen den Rechenstift an? Warum rechnen gerade Frauen?
Das liegt noch immer an den bestehenden Lohnunterschieden, den bestehenden Einkommensunterschieden. Wir haben ja den Gender Pay Gap, der bei rund 18 Prozent liegt und solange Frauen einfach weniger verdienen, bleibt der Elternteil zu Hause, der sozusagen am wenigsten Einkommensembussen erleidet. Und das sind vorwiegend Frauen.
[00:07:20] Speaker A: Genau nachvollziehbar in der Realität natürlich.
[00:07:23] Speaker B: Genau diese Situation des Einkommensunterschied verfestigt sich natürlich dann, wenn eben diese Kinderbetreuung ins Spiel kommt und es darum geht, wer steckt denn sozusagen ein bisschen zurück und.
[00:07:40] Speaker A: Wie beeinflusst nun diese Teilzeitarbeit langfristig das Einkommen und die Pension?
Also was sollte man wissen, um finanzielle Nachteile im Alter zu vermeiden?
[00:07:53] Speaker B: Wie du schon richtig sagst, Teilzeit schmilzt nicht nur das laufende, das gegenwärtige Einkommen, sondern es hat auch Auswirkungen auf die Sozialleistungen, vielleicht in woran man gar nicht denkt auf das Krankengeld. Wenn ich krank werde und Leistungen aus der Krankenversicherung brauche, das Krankengeld beispielsweise ist auch dieses entsprechend der Teilzeit geringer, auch Arbeitslosengeld aber in erster Linie und ganz besonders bedeutend die Pension. Wir haben einen Gender Pension Gap von rund 40 Prozent in Niederösterreich, das heißt Frauen erhalten rund 40 Prozent weniger Pension als Männer. Und das ist natürlich auch der Teilzeit geschuldet und sehr langen Teilzeitphasen geschuldet. Teilzeit per se ist weniger ein Problem, wenn sie sehr kurz ist und während auch der ersten vier Jahre der Kinderbetreuung. In Anspruch genommen wird oder genommen wird, weil Kindererziehungszeiten per Se ja für vier Jahre, 48 Monate pro Kind angerechnet werden und arbeitet man parallel dazu in Teilzeit, dann hat man nicht nur die Pensionsgutschriften aus der Kindererziehung, sondern eben auch Pensionsgutschriften aus der Teilzeit. Also kurze Teilzeit nach der Geburt eines Kindes ist nicht so dramatisch wie sehr lange Teilzeit, fast mit einem sehr geringen Stundenausmass.
[00:09:21] Speaker A: Und was kannst du aus deiner Erfahrung in der Beratung sagen, welche Branchen oder warum ist Teilzeit in manchen Branchen, Branchen weiter verbreitet und warum entscheiden sich dort besonders viele Menschen eben in Teilzeit zu arbeiten?
[00:09:35] Speaker B: Grundsätzlich, warum sich Menschen entscheiden in Teilzeit zu arbeiten, sind unterschiedlich.
Ein Motiv haben wir schon genannt, die Kinderbetreuung.
Es gibt aber auch viele Fälle, wo Menschen einfach nicht Vollzeit arbeiten können, aus gesundheitlichen Gründen oder weil sie in Branchen sind, die körperlich extrem belastend sind. Denken wir beispielsweise an die Pflege.
In der Pflege wissen wir, dass Menschen einfach sagen, ich schaffe es einfach nicht 38,5 Stunden zu arbeiten, weil es einfach aus körperlichen oder auch aus psychischen Gründen nicht möglich ist.
[00:10:12] Speaker A: Das ist zum Beispiel auch ein Job, in dem viel Schichtarbeit ist.
[00:10:15] Speaker B: Genau, Nachtarbeit, Nachtarbeit, wir wissen es gerade Teilzeit ist in Branchen sehr verbreitet, wo flexible Arbeitszeiten notwendig sind, Wo denken wir an die Gastronomie, wo es oft sehr lange in die Nacht hineingeht, in den Handel, wo auch Samstagsarbeit ein Thema ist, in Dienstleistungsbereichen wie der Reinigung, wo vorwiegend in der Früh oder auch zu Tagesrandzeiten eigentlich gearbeitet wird.
Und wenn ich diese Branchen aufzähle, erkennt man wieder, das sind typischerweise Branchen, wo sehr viele Frauen arbeiten. Also dieses Radl dreht sich da ein bisschen im Kreis, also dort, wo Teilzeit ermöglicht wird oder gearbeitet wird, arbeiten sehr viele Frauen.
[00:11:03] Speaker A: Welche Mythen und Missverständnisse gibt es rund um die Teilzeitarbeit? Also du hast uns jetzt erzählt, was du aus deiner Beratungstätigkeit alles erfährst und weißt, Mit welchen Mythen wirst du konfrontiert, wenn Leute anrufen und nachfragen zu dem Thema?
[00:11:19] Speaker B: Ich höre immer es kann doch jeder, es kann doch jeder Vollzeit arbeiten, wenn er das möchte oder wenn sie das möchte.
Und hier muss ich sagen, ein ganz klares Nein. Nicht jeder, der möchte, hat auch tatsächlich die Möglichkeit, Vollzeit zu arbeiten. Wir wissen, dass in vielen Branchen oft gar keine Vollzeitstellen angeboten werden. Auch hier ist der Handel ein Beispiel.
Wir wissen, dass Menschen aufgrund von Betreuungspflichten nicht Vollzeit arbeiten gehen können.
Niederösterreich ist ein Flächenbundesland. Wir haben auch das Thema der Mobilität. Oft gibt es gar keine guten öffentlichen Verbindungen, dass man eine Arbeitsstelle auch erreichen kann, in der ich Vollzeit arbeiten gehen kann.
Und wir wissen auch, dass für viele Teilzeit eine Möglichkeit ist der Problemlösung, wenn Frauen, wenn Männer aus gesundheitlichen Gründen gar nicht mehr Vollzeit arbeiten gehen können, wenn sie es einfach nicht mehr schaffen.
Wir haben immer wieder in der Beratung Fälle, wo Menschen zu uns kommen, die eine Erkrankung überstanden haben und sehr froh sind, wieder sich auf dem Weg der Besserung zu finden und uns zu Ich freue mich, dass ich wieder am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Ich freue mich wieder, dass ich am Erwerbsleben teilnehmen kann und ich möchte so gern arbeiten, weil ich habe noch 10 Jahre, 15 Jahre bis zur Pension, aber Vollzeit schaffe ich nicht.
Und diesen Menschen dann zu Ne, ihr könnt ja eh Vollzeit arbeiten oder ihr sollt doch Vollzeit arbeiten.
Das kann man einfach nicht machen.
Also die sind froh, dass sie gesund sind oder halbwegs gesund sind und ihre Erkrankung überstanden haben und dann nur froh sind, wenn sie halbwegs im Erwerbsleben wieder Fuß fassen können.
[00:13:07] Speaker A: Dann danke ich dir sehr. Ich möchte dich noch fragen, ob du zum Schluss noch einen Punkt hast, den du noch erwähnen möchtest.
[00:13:14] Speaker B: Ja, uns steht nächste Woche der Equal Pension Day bevor. Ich habe es ja gesagt, Frauen haben 40 Prozent weniger Pension als Männer. Und meine große Bitte wäre, sich rechtzeitig mit seiner Pension auseinanderzusetzen, rechtzeitig schon in sehr jungen Jahren noch mal einen Blick ins Pensionskonto zu werfen und sich auch spätestens dann, wenn Kinder ins Spiel kommen mit seinem Partner, mit seiner Partnerin eingehend darüber zu unterhalten, wie eine partnerschaftliche Aufteilung der Sorgearbeit tatsächlich stattfinden kann, sodass beide in der Pension dann ein gutes Auskommen haben.
[00:13:51] Speaker A: Unbedingt. Wann ist der Equal Pension Day?
[00:13:53] Speaker B: Anfang August in Niederösterreich? Am 6.8.
[00:13:57] Speaker A: 6.8.2025 Niederösterreich. Ja, danke Birgit für all deine wertvollen Einblicke, dein Wissen und die Erklärungen. Falls Sie sich nun weiter informieren wollen, schauen Sie auf unserer Website vorbei unter noe.arbeiterkammer.at Arbeitszeit und es gibt auch einen Ratgeber speziell zu Frauen und ihre Pension. Der ist auf unserer Website abrufbar mit Infos, wie sich eben Kinder, Teilzeit und Pflege auswirken.
Unsere Expertinnen und Experten beraten Sie im Arbeits und Sozialrecht auch telefonisch Unternehmen.
[00:14:32] Speaker B: Oder.
[00:14:32] Speaker A: Sie schreiben an beratung.at und fragen an die Frauenpolitik, also an Mag. Birgit Schön und ihre Kolleginnen und Kollegen. Richten Sie bitte an Frauenpolitik AT. Danke fürs Zuhören und danke dir Birgit, dass du dir Zeit genommen hast.
[00:14:48] Speaker B: Vielen Dank.